Einführung
Überblick
1. Einleitung
Für viele Studierende ist das Verfassen der ersten großen schriftlichen (Abschluss)Arbeit ein Schlüsselerlebnis im Studium. Sie dabei zu betreuen kann zu den bereicherndsten Erlebnissen in der Lehrtätigkeit gehören, aber gleichzeitig sehr herausfordernd sein. Viele BetreuerInnen verstehen ihre Tätigkeit als erfolgreich, wenn es ihnen gelingt, einen Handlungsrahmen zur Verfügung zu stellen, innerhalb dessen Studierende sich orientieren und produktiv agieren können; wenn sie Studierende ermutigen, begeistern und in ihrem Selbstverständnis stärken können; und die Studierenden mit Initiative und einem angemessenen Grad an Eigenverantwortung ein anspruchsvolles Projekt realisieren.[1]
Dieser Eintrag beschäftigt sich vor allem mit Bachelor-Arbeiten. Vieles lässt sich jedoch ebenso auf Seminararbeiten oder auch auf Master-Arbeiten übertragen. Der Eintrag soll Ihnen als Inspiration dienen und Ihnen Anregungen bieten, die Sie an Ihre jeweiligen Rahmenbedingungen angepasst übernehmen können.
In einer BA-Arbeit zeigen Studierende, dass sie zu eigenständigem Arbeiten mit wissenschaftlichen Methoden imstande sind.[2] Als BetreuerIn unterstützen Sie Ihre Studierenden bei der Erarbeitung dieser Leistung, aber gleichzeitig auch in deren Entwicklung als interessierte, fachlich versierte und sorgfältig arbeitende Persönlichkeiten. Denn neben der fertigen schriftlichen Arbeit sind es gerade auch diese Haltungen, Arbeitsweisen und überfachlichen Kompetenzen, die für Studierende langfristig bedeutend sind, sei es für eine weitere akademische Laufbahn oder für andere berufliche Tätigkeiten.[3] Dieser Eintrag diskutiert Möglichkeiten, wie die Betreuung gelingen und damit das Verfassen schriftlicher Arbeiten für Studierende und für Sie als BetreuerInnen zu einer positiven und produktiven Erfahrung werden kann.
2. Herausforderungen
Die Prozesse des Verfassens und des Betreuens werden von beiden beteiligten Seiten oft als schwierig empfunden. Das Betreuen von vielen Studierenden gleichzeitig bringt einen großen Arbeitsaufwand für die Lehrenden mit sich. Zudem brauchen gerade BA-Studierende häufig Unterstützung in Bereichen, die über die inhaltliche Arbeit hinausgehen. Auch wenn es je nach Fach Unterschiede gibt, stehen viele Studierende beim Verfassen von BA-Arbeiten vor folgenden Herausforderungen: Sie haben kaum Erfahrung darin, wie man eine Fragestellung eigenständig erarbeitet und bearbeitet, kennen die dazu nötigen Schritte nicht oder verfügen noch nicht über die nötigen Kompetenzen (Recherche, Aufbereitung von Material, Erstellung von methodischen Instrumenten, wissenschaftliches Schreiben etc.) und haben folglich Probleme mit der konkreten Arbeits- und Zeitplanung. Es fällt ihnen schwer einzuschätzen, was eine bearbeitbare Fragestellung ist und welche fachlichen Qualitätsstandards sie dabei einhalten müssen. Sie haben oft keine Vorerfahrung in der Zusammenarbeit mit einem/-r BetreuerIn und wissen nicht, wie sie sich in dieser hierarchisch strukturierten Situation verhalten sollen – ist der/die BetreuerIn doch Vertrauens- und Autoritätsperson zugleich. Daher ist die Rolle des Betreuers oder der Betreuerin auch mit viel Verantwortung in der Kommunikation verbunden.[4]
Typischerweise erhält die Betreuung von Studierenden ihren Rahmen durch den Forschungs- und Schreibprozess, der sich von der Themenfindung zur Endversion einer schriftlichen Arbeit und deren Beurteilung erstreckt. Zuvor empfiehlt sich allerdings eine Reflexion Ihrer Rolle als BetreuerIn, womit sich der nächste Eintrag dieser Serie beschäftigt.
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Weitere Ressourcen
- Fünfteilige Videoserie Betreuen schriftlicher Arbeiten mit Stephan Glatzel, Helmut Gruber, Franz Pöchhacker, Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Ulrike Zartler (aus der Serie: "Wie machen Sie das?")
- Center for Teaching and Learning, Universität Wien, Unterstützungsangebote für wissenschaftliches Schreiben für
- Huemer, Birgit, und Markus Rheindorf. Das Betreuungsgespräch. Luxembourg: University of Luxembourg, 2014. S. 9ff. http://orbilu.uni.lu/handle/10993/19557 [05.11.2019]
- Videomitschnitt des Vortrags Vortrags „Bachelor- und Masterarbeiten unterstützen und beurteilen“, von Katrin Girgenson, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), am 30.01.2019
Quellen
[1] Roberts, Lynne D., und Kristen Seaman. „Good Undergraduate Dissertation Supervision: Perspectives of Supervisors and Dissertation Coordinators.“ International Journal of Academic Development 23, Nr. 1 (2018): 28-40. doi.org/10.1080/1360144x.2017.1412971
[2] Zu den Regelungen zu BA- und MA-Arbeiten siehe Handbuch für Lehrende, Universität Wien, 2019, S. 42-43 für BA-Arbeiten und S. 63-65 für MA-Arbeiten. https://intra.univie.ac.at/fileadmin/download/Handbuch_f%C3%BCr_Lehrende.pdf [05.11.2019]
[3] Siehe Wisker, Gina. „Getting it Right from the Start: Setting Up and Managing Good Supervisory Practices with Undergraduate Dissertations“. In Supervising and Writing a Good Undergraduate Dissertation, herausgegeben von Roisin, Donnelly, John, Dallat, und Marian Fitzmaurice, 3–18. Sharjah: Bentham Science Publishers, 2013.
[4] Siehe auch Roberts, Lynne D., und Kristen Seaman. „Good Undergraduate Dissertation Supervision: Perspectives of Supervisors and Dissertation Coordinators.“ International Journal of Academic Development 23, Nr. 1 (2018): 28-40, hier S. 29; Huemer, Birgit, und Markus Rheindorf. Das Betreuungsgespräch. Luxembourg: University of Luxembourg, 2014. S. 5, http://orbilu.uni.lu/handle/10993/19557 [05.11.2019]
Empfohlene Zitierweise
Louis, Barbara: Betreuen schriftlicher Arbeiten. Einführung. Infopool besser lehren. Center for Teaching and Learning, Universität Wien, November 2019. [https://infopool.univie.ac.at/startseite/lehren-betreuen/betreuen-schriftlicher-arbeiten/]
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