Lehre planen

Barbara Louis

Juni 2023

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Einleitung

Lehre planen heißt Entscheidungen treffen: Womit Sie und Ihre Studierenden sich inhaltlich beschäftigen; wie, wann, auf welche Weise und zu welchem Zweck Studierende mit welchen Inhalten, den Studienkolleg*innen und Ihnen interagieren; woran Sie und die Studierenden selbst erkennen, was sie wissen und können; wo sie noch Defizite haben und wie sie diese beseitigen können; und nicht zuletzt, wie Sie all diese Einsichten in Ihre Lehre erfolgreich in die nächste Lehrveranstaltung (LV) einfließen lassen.

Während für Studierende eine LV meist mit der ersten Einheit beginnt, haben Lehrende schon viel Arbeit investiert, bevor sie ihre Studierenden zum ersten Mal treffen.[1] Wie viel Zeit Sie für die Planung einer LV aufwenden, ist dabei individuell verschieden und hängt u.a. davon ab, ob Sie eine LV neu planen oder eine bestehende überarbeiten. So früh wie möglich mit der Planung zu beginnen, ist jedenfalls empfehlenswert.

Tipp

Manche Fachbereiche verlangen ein Lehrkonzept als Teil der Bewerbung für einen (externen) Lehrauftrag. Dafür kann es nötig sein, die Eckpfeiler der LV sechs Monate (oder mehr) im Vorhinein bekanntzugeben. Erkundigen Sie sich daher frühzeitig über Bewerbungsmodalitäten, Deadlines und benötigte Unterlagen. Grundlegendes zur Lehrvergabe an der Universität Wien finden Sie auch im Handbuch für Lehrende.

Auch wenn eine gute und gründliche Lehrplanung sehr arbeitsintensiv ist - der Aufwand lohnt sich, sowohl für Ihre Studierenden als auch für Sie selbst:

  • Eine Metastudie hat Faktoren identifiziert, die am höchsten mit guten Studierendenleistungen korrelieren. Demnach hat die Zeit, die Lehrende in die Planung und Vorbereitung von Lehrveranstaltungen investieren, den größten Einfluss. (Auf Platz zwei und drei folgen Klarheit und Verständlichkeit des*r Lehrenden sowie klare Lehr-/Lernziele.)[2]
  • Für Sie ist natürlich der Aufwand vor Semesterbeginn höher, aber dafür reduziert er sich tendenziell während des laufenden Semesters. Auch wenn oft Ungeplantes dazwischenkommt, hilft Ihnen ein wohldurchdachtes, an Lehr-/Lernzielen orientiertes, kohärentes LV-Konzept, flexibel darauf zu reagieren ohne zu sehr den Faden zu verlieren.
  • Außerdem kommt eine gut geplante LV der Kommunikation mit den Studierenden zugute. Wenn Sie Ihren Plan zu Semesterbeginn klar kommunizieren, die Studierenden ihn verstehen und bei Bedarf auf ihn zurückgreifen können (z.B. weil er auf Moodle leicht auffindbar ist), können die Studierenden den Bezug einzelner Elemente zur Gesamt-LV leichter herstellen und die (relative) Relevanz von Inhalten besser verstehen. Meist sinkt dadurch auch die Häufigkeit von Rückfragen und Klärungsbedarf während des Semesters.

Ein zentrales Prinzip erfolgreicher Lehrplanung ist die Orientierung an den Studierenden, insbesondere indem Sie Ihre Lehre an Lehr-/Lernzielen (siehe auch Kapitel 2) anstatt primär an Inhalten ausrichten. Demnach gibt es immer mehrere Wege, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, d.h. diese Perspektive bringt Ihnen letztlich mehr Freiheit und Flexibilität in der Lehrgestaltung, als nur den Stoff so vollständig wie möglich durchzubringen.[3] Ausgehend von der Frage, was die Studierenden nach Absolvierung Ihrer LV wissen und können sollen, ergeben sich aus dieser Orientierung auch wertvolle Hinweise, durch welche Aktivitäten (Lehr-/Lernmethoden, Feedback) die Studierenden diese Ziele erreichen können und zu welchem Grad die Zielerreichung tatsächlich erfolgt ist (Leistungsüberprüfung) (siehe Kapitel 4). Auch die Auswahl und Dimensionierung der LV-Inhalte (Kapitel 3) und Reihenfolge der LV-Elemente im Semesterverlauf (Kapitel 5) können Sie an den Zielen ausrichten.

Zu diesen Aspekten finden Sie in den Folgeeinträgen grundsätzliche Überlegungen und praktische Hinweise, die Ihnen bei der Semesterplanung Ihrer LVs hilfreich sein sollen.

Hinweis

Für die meisten Lehrenden gestaltet sich der Planungsprozess nicht linear. Da viele verschiedene Aspekte bedacht und aufeinander abgestimmt werden müssen, sind typischerweise mehrere Überarbeitungsschleifen erforderlich, bis ein kohärenter Plan entstanden ist.

Quellen

[1] Siehe z.B. Svinicki, Marilla D., und Wilbert J. McKeachie. McKeachie's teaching tips: Strategies, Research, and Theory for College and University Teachers. 14. Auf. Belmont, CA: Wadsworth, 2014, insb. Kapitel 2.

[2] Feldman 2007 zit. in Gerhard, David, et al. "Vorlesung". In Gute Hochschullehre: Eine evidenzbasierte Orientierungshilfe: Wie man Vorlesungen, Seminare und Projekte effektiv gestaltet, hrsg. Michael Schneider und Maida Mustafić. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg, 2015, S. 15.

[3] Lehner, Martin. Viel Stoff - wenig Zeit: Wege aus der Vollständigkeitsfalle. Bern Wien [u.a.]: Haupt, 2006, S. 33ff.

Empfohlene Zitierweise

Louis, Barbara: Lehre planen. Einleitung. Infopool besser lehren. Center for Teaching and Learning, Universität Wien, Juni 2023. [https://infopool.univie.ac.at/startseite/universitaeres-lehren-lernen/lehre-planen/]

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